Sankt Martin eine Tradition durch Generationen
Können wir davon ausgehen, dass St. Martin (350 n.Chr.) noch in die heutige Zeit passt?
Als Lehrer stehen wir immer vor der Frage ob „Traditionen verpflichten?“ und so erzählen wir den Schülern und Eltern die Geschichte von St. Martin und dem Bettler.
„Kalt war es an jenem Tag. Mächtig kalt. Die Menschen blieben lieber in ihren Häusern, kaum einer traute sich auf die Straße. Der Wind war eisig, es schneite und es war, als würde es nie wieder warm werden.
Doch einer war an jenem Tag auf der Straße, einer, der kein Dach über dem Kopf ich hatte, ein Bettler nämlich. Mit klappernden Zähnen und halb erfroren hockte er zusammengekauert am Stadttor. Nichts Gescheites zum Anziehen hatte er, beinahe nackt war er. Vor lauter Kälte wimmerte er.
Doch noch einer war an jenem Tag auf der Straße unterwegs. Martin hieß der Mann, ein Soldat zu Pferde. Schnell wie der Wind ritt er mit wehendem Mantel durch die menschenleeren Straßen. Noch durch das Stadttor und er wäre zu Hause. Doch – was war das? Martin hielt das Pferd an, langsamer zu traben. Das war doch – tatsächlich! Da saß jemand. Ein Mann. Martin sah ihm entgegen. Kaum etwas an hatte der. Und wie er zitterte vor lauter Kälte. Neben ihm blieb das Pferd stehen. Martin überlegte nicht lange. Kurzerhand zog er seinen Mantel aus, zog sein Schwert hervor und teilte mit diesem den Mantel in der Mitte durch. Die eine Mantelhälfte gab er dem Bettler, und noch bevor dieser wusste, wie ihm geschah, galoppierte Martin auch schon davon. Dankbar hüllte sich der Bettler in die Mantelhälfte. Wie warm sie war und wie gut sie ihm tat. Noch lange blickte er Martin hinterher.“
Im Unterricht hatten wir während der Woche eine Vorentlastung zum Thema St. Martin um den Schüler die Geschichte zu veranschaulichen und wie sie in der heutigen Zeit damit umgehen können:



„Jeder kann ein Bettler sein, Bettler sitzen nicht nur am Straßenrand. Bettler sind manchmal mitten unter uns – in der Schule, in der Familie, in der Freizeit, in der Nachbarschaft; denn jeder braucht manchmal etwas, was ihm vielleicht gerade fehlt.“
Es gab ein Beispiel:
Es ist Tim, der sein Pausenbrot daheim vergessen hatte. Mit knurrendem Magen schaut er zu Max, der gerade in sein Schinkenbrot beißen will. Max merkt, dass Tim ihn beobachtet. Kurzerhand teilt er sein Brot und gibt Tim die Hälfte ab.
„Was wird hier geteilt- wie wird einem Jungen geholfen?“
Martin hatte ein großes Herz für andere.
„Wie kannst du anderen helfen oder was kannst du mit anderen teilen?“
„Manchmal, da brauche ich Hilfe,
manchmal schaff ich es nicht allein,
um einen Rat bettle ich dann, oder um eine Hand,
die mit anpackt oder um Füße, die mich begleiten.
Manchmal, da bin ich auch ein Bettler.“